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WAS VERSTEHT MAN UNTER VERHALTENSTHERAPIE?

Mädchen in der Therapie

Unter dem Begriff Verhaltenstherapie wurden historisch zunächst therapeutische Methoden und Vorgehensweisen zusammengefasst, die sich auf Basis von Erkenntnissen der experimentellen psychologischen Forschung, vor allem der Lerntheorie, entwickelt haben.

Im Zuge der sogenannten kognitiven Wende in den 1970er Jahren wurde der Blickwinkel dann jedoch weiter und es wurden neben den Lerntheorien auch Ansätze mit einbezogen, die den Einfluss von Gedanken und Einstellungen auf Gefühle und das Verhalten in den Mittelpunkt stellten. International wird daher heute auch oft von Kognitiver Verhaltenstherapie gesprochen. Im deutschen Sprachraum hat sich der Begriff Verhaltenstherapie jedoch als Sammelbegriff gehalten und es ist fast immer Kognitive Verhaltenstherapie gemeint. 

Seit Ende der 1990er Jahre hat es eine große Zahl an Neuentwicklungen gegeben, die aus der Verhaltenstherapie entstanden sind oder als Weiterentwicklung der Verhaltenstherapie angesehen werden. Der Begriff Verhaltenstherapie hat sich damit zu einer Grundorientierung entwickelt, die eine große Zahl von Vorgehensweisen umfasst, denen jedoch einige Grundprinzipien gemeinsam sind (nach Margraf, 2009, Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Band 1, Kap. 1).

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Grundprinzipien der Verhaltenstherapie

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  1. Verhaltenstherapie orientiert sich an der empirischen Psychologie

  2. Verhaltenstherapie ist problemorientiert

  3. Verhaltenstherapie setzt an den prädisponierenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Problembedingungen an

  4. Verhaltenstherapie ist zielorientiert

  5. Verhaltenstherapie ist handlungsorientiert

  6. Verhaltenstherapie ist nicht auf das therapeutische Setting begrenzt

  7. Verhaltenstherapie ist transparent

  8. Verhaltenstherapie soll „Hilfe zur Selbsthilfe“ sein

  9. Verhaltenstherapie bemüht sich um ständige Weiterentwicklung

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Typische Vorgehensweisen der Verhaltenstherapie sind:

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  • Reizkonfrontation/Expositionsbehandlung

  • Systematische Desensibilisierung

  • Selbstmanagement 

  • Operante Verfahren

  • Training sozialer Kompetenzen

  • Aufbau positiver Aktivitäten

  • Kognitive Umstrukturierung (v.a. Kognitive Therapie nach Beck und Rational-Emotive Therapie nach Ellis)

  • Entspannungsverfahren

  • Euthyme Therapie (Genusstraining) 

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Neuere Ansätze, die sich in den letzten Jahren aus der Verhaltenstherapie entwickelt haben:

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  • Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)

  • Achtsamkeit; Mindfulness-based Cognitive Therapy (achtsamkeitsbasierte Stressreduktion)

  • Metakognitive Therapie

  • Schematherapie

  • Acceptance and Commitment-Therapie (ACT)

  • Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP

 

Verhaltenstherapie ist das am umfangreichsten wissenschaftlich untersuchte Therapieverfahren. Es liegen mittlerweile für fast alle psychischen Störungen umfangreiche wissenschaftliche Ergebnisse vor, die die Wirksamkeit von Verhaltenstherapie bei diesen Störungen belegen. Durch den Bezug zur Forschung und die Entwicklung neuer Therapieansätze entwickelt sich die Verhaltenstherapie permanent weiter, wodurch auch für Störungen, die vormals als schwierig zu behandeln galten, immer bessere und wirkungsvollere Therapiemethoden zur Verfügung stehen. 

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